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MI | 21.03 | 17:52
Dompfarrer Toni Faber mit der Pummerin (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Die "Stimme Österreichs" hat Geburtstag.
Pummerin ist 300 Jahre alt
Österreichs größte und bekannteste Glocke feiert am 21. Juli ihr 300-jähriges Jubiläum. Dabei blickt sie auf ein ereignisreiches Leben zurück. Zwischenzeitlich abgestürzt und neu gegossen, erklingt sie nur mehr zu besonderen Anlässen.
Koloss mit tiefem Klang. Größte Glocke Österreichs
Mit rund 21 Tonnen wiegt die "Königin von Österreichs Glocken" circa so viel wie vier ausgewachsene Elefanten. Ihre 3,14 Meter Durchmesser machen sie zur zweitgrößten freischwingenden Glocke Westeuropas.

Im Nordturm des Stephansdom wird die Pummerin heutzutage von zwei Motoren angetrieben und ist durch ihren tiefen Klang selbst über die Grenzen des ersten Bezirks hinweg zu hören.
Symbol des wiedererstandenen Österreichs. Aus türkischen Kanonen gegossen
Die alte Pummerin wurde von Kaiser Josef I. im Dezember 1710 in Auftrag gegeben. Sie wurde aus rund 200 osmanischen Kanonen gegossen und sollte als Symbol des wiedererstandenen Österreichs in Folge der Türkenbelagerungen dienen.

Obwohl Auftraggeber Kaiser Josef I. im April verstarb, wurde die Glocke am 21. Juli 1711 von Johann Achamer gegossen und am 15. Dezember 1711 geweiht. Nach ihrem Initiator sollte sie offiziell "Josephinische Glocke" heißen. Im Volksmund bürgerte sich jedoch wegen ihres tiefen Klangs schnell der Name "Pummerin" ein.
Achamers schweres Werk
Für den Guss der alten Pummerin musste der Glockengießer Johan Achamer einen eigenen Gussofen im heutigen 7. Bezirk nahe der Burggasse bauen lassen.

Auch der Transport war eine echte Herausforderung. Rund 200 Menschen zogen die Glocke auf einem Tieflader um halb Wien, da sie nur durch das Fischertor beim roten Turm passte.
Der Einzug der Pummerin, Zeichnung aus dem Jahre 1711 (Bild: Histor. Museum Stadt Wien/Jae)
Der Einzug der Pummerin (Zeichnung, 1711)
Der zerbomte Stephansdom 1945 (Bild: Museum Der Stadt Wien/Jae)
Der zerbombte Stephansdom 1945.
Zu schwer für den Südturm
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert blieb die Pummerin lange still. Dombaumeister Friedrich von Schmidt untersagte das Läuten 1975, weil die riesige Glocke zu einem Problem für den hohen, schlank gebauten Südturm wurde. Stattdessen schlugen die Glöckner nur den Klöppel an. Die einzige Ausnahme war das Begräbnis von Kaiser Franz Josef I. 1916.

Die alte Pummerin wurde schließlich ein Opfer des Dombrands im 2. Weltkrieg. Am 12. April 1945 fing der hölzerne Glockenstuhl Feuer und die Glocke stürzte in die Tiefe und zerbrach.
Aufwendiger Neuguss in Oberösterreich. Rückkehr im Nordturm
Sieben Jahre sollte es dauern, bis der Stephansdom wieder "seine Stimme" haben sollte. Die neue Pummerin wurde aus den Resten ihrer Vorgängerin sowie anderer zerstörter Glocken aus dem Stephansdom gegossen und war ein Geschenk des Bundeslandes Oberösterreich.

Der Guss einer solchen Glocke war auch damals noch kein Kinderspiel. Der erste Versuch vor einem Publikum von 600 Personen misslang und löste einen kleinen Brand aus. Beim zweiten Mal klappte dann aber alles wie geplant und die Pummerin konnte am 26. April 1952 geweiht werden.

Sie wurde zwar schon einen Tag später das erste Mal geläutet, ihren Platz im umgebauten Nordturm durfte sie allerdings erst 5 Jahre später einnehmen. In der Zwischenzeit stand die größte Glocke Österreichs auf einem Holzgerüst neben dem Stephansdom.
Die neue Pummerin (Bild: APA)
Die neue Pummerin.
Nur zu besonderen Anlässen
Die neue Pummerin erklingt nur zu speziellen Anlässen. Darunter fallen jährlich zehn hohe kirchliche Feiertage sowie besondere Ereignisse, wie bekannte Todesfälle oder die Wahl eines neuen Papstes.

Zuletzt konnte man die Pummerin beim Requiem von Otto Habsburg-Lothringen am 16. Juli hören. 1963 erklang sie nach der Ermordung von John F. Kennedy, 2001 zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge vom 11. September.
10 Mal längere Lebensdauer. Neuer Klöppel im Jubiläumsjahr
Zuletzt hieß es die neue Pummerin würde erneut nur 300 Jahre leben, da der knapp 900 kg schwere Klöppel durch sein hohes Gewicht der Glocke schade.

Deshalb wurde im März ein neuer nur 613 kg schwerer Klöppel installiert. Damit wurde die Lebensdauer der Pummerin laut Dompfarrer Toni Faber auf 3.000 Jahre erhöht.
Wien heute, 21. Juli