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Freud in wien.ORF.at |
02.05.2006 |
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Beharrlicher Weg zur Professur
"Aber das Versuchen will ich nicht unterlassen, und Du weißt, was man oft versucht und immer will, das gelingt einmal", so Freud in einem Brief an Martha Bernays. Der Weg bis hin zum Professorentitel war weit und Freud unermüdlich.
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Sigmund Freud - ein ewiger Student |
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Acht Jahre Medizinstudium
Im Gymnasium galt Sigmund als fleißiger und strebsamer Schüler. Mit dem Abschluss seines Medizinstudiums hatte er es jedoch keineswegs eilig. Er immatrikulierte im Wintersemester 1873 und wurde acht Jahre später, 1881, zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert.
Freud wollte als Forscher Karriere machen. Seine finanzielle Sitation ließ eine akademisch-wissenschaftliche Laufbahn jedoch nicht zu und so ließ er sich bald als Arzt nieder.
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Meynerts morgentlicher Gruß: "Hat Ihrrr Zentrrralorrrgan derr nötigen Rrruh genossen?" |
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Seine Lehrer Meynert und Charcot
Seine ersten beruflichen Erfahrungen machte Sigmund Freud am Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Dort arbeitete er unter anderem unter dem berühmten Psychiater und Gehirnanatomen Theodor Meynert.
Freud war jedoch von Meynerts Methode, psychische Erkrankungen im Gehirn zu lokalisieren, wenig beeindruckt und wechselte bald in eine andere Abteilung.
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Charcot als Vorbild
 Begeistert war Freud hingegen von Jean-Martin Charcot, den er während einer Studienreise nach Paris 1885 kennen lernte. Charcot, auch bekannt als "Napoleon der Hysteriker" gilt als Mitbegründer der modernen Neurologie. Vor allem Charcots Beschäftigung mit der Hypnose, im Versuch eine organische Ursache für die Hysterie zu finden, weckte Freuds Interesse.
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 Freud selbst gelang es, das Kokain so einzusetzen, dass er nicht süchtig wurde. |
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Wundermittel Kokain
Freud wollte sich stehts einen Namen machen. Als er eines Tages las, dass Kokain Soldaten kräftig und leistungsfähig mache, beschloss er das Mittel zu erforschen.
Als der junge Arzt Freud einmal müde und nicht gut gelaunt war, nahm er erstmals Kokain. Mit Hilfe der Droge gelang es ihm, sein Stimmungstief zu überwinden. Die Wirkung des Kokains beschrieb er folgends: "Man fühlt sich lebenskräftiger und arbeitsfähiger".
Um das Wundermittel zu erproben, forderte er seine Kollegen, Schwestern und Freunde auf, die Droge zu probieren und ließ auch seiner Frau Martha öfters einige Gramm Kokain zukommen.
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Ernst Fleischl in Kokaintherapie
Freuds Kollege Ernst Fleischl, der aufgrund einer Krankheit an großen Schmerzen litt, die er nur mit immer höheren Dosen Morphium ertragen konnte, willigte ein, seine Morphiumsucht mit Kokain zu bekämpfen.
Dieser Versuch endete in einer kombinierten Morphin-Kokain-Sucht und Fleischl spritzte sich bis zu seinem Tod große Mengen von Morphium und Kokain.
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 Dozent Dr. Sigmund Freud |
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Tauschaktion für Professoren-Titel
Seinen Professorentitel verdankte Sigmund Freud den Frauen um ihn. So erlangte der langjährige Privatdozent Freud seinen Professorentitel im Jahr 1902.
Elise Gomperz, seine Patientin, und ihre Freundin Marie von Ferstel schlugen dem Unterrichtsminister einen Tausch vor. Ein Bild für sein Lieblingsprojekt, die Errichtung der Österreichischen Galerie im Schloss Belvedere gegen einen Professorentitel für Freud.
Der Tausch-Handel verlief erfolgreich und so wurde Freud schließlich zum Titular-Professor ernannt.
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Ein Jahr nach seiner Habilitation, im Frühjahr 1886, eröffnete Sigmund Freud seine erste Praxis. Die ersten Patientinnen wurden ihm von Freunden und Lehrern vermittelt. Eine davon war Elise Gomperz, die aufgrund einer Nervenkrise zu ihm kam.
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 Leere Hörsäle bei den Vorlesungen von Freud. |
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Schlecht besuchte Vorlesungen an der Uni
1885 habilitierte Freud mit sämtlichen seiner bisher veröffentlichten Aufsätze. Im selben Jahr wurde er zum Privatdozent der Neuropathologie ernannt.
Bis zum Wintersemester 1918/19 las Freud an der Universität Wien. Vorerst in den Bereichen Anatomie und Neurologie, später zu Themen wie der Psychologie des Traumes und schließlich referierte er über die Psychoanalyse.
Trotz einiger Freunde und Kollegen, die in seinen Vorlesungen teilnahmen, waren diese in der Regel schlecht besucht. Das kann auch an den ungewöhnlichen Vorlesungszeiten gelegen haben. Ab dem Sommersemester 1905 las Freud nur Samstags zwischen 19.00 und 21.00 Uhr.
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Was ist Psychoanalyse?
Unter Psychoanalyse versteht man die Untersuchung und Enträtselung der Seele. Sie ist eine Methode, welche die unbewusste Bedeutung des Verhaltens der Menschen, seine Träumen und Phantasien ergründet und durch Bewusstmachung Neurosen zu heilen versucht.
Freud war davon überzeugt, dass neurotische Störungen eines Menschen ihre Ursachen oft in der frühen Kindheit haben. Diese Erlebnisse müssen aufgedeckt und ins Bewusstsein gerufen werden und so die aktuelle Störung bewältigt werden.
Aufgabe des Psychoanalytikers ist es, verdrängte Verhaltensmuster und Ängste zu erkennen und dem Patienten vor Augen zu führen.
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Berühmte Mittwochsgesellschaft
Es war im Herbst 1902, als Sigmund Freud per Postkarte zur Gründung der berühmten "Mittwochsgesellschaft" (später "Wiener Psychoanalytische Gesellschaft") einlud. Thema des ersten Abends war die psychologische Bedeutung des Rauchens.
Im Wartezimmer in der Berggasse traf man sich regelmäßig zu Diskussionsrunden. Hier entwickelte sich die Psychoanalyse zu einer internationalen wissenschaftlichen und kulturellen Bewegung.
Zu den Gründungsmitgliedern zählen Alfred Adler, Wilhelm Stekel, Max Kahane und Rudolf Reitler.
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Mittwochsrunde über die psychologische Bedeutung des Rauchens:
 Sigmund Freud: "Ein mir bekanntes, geistreiches Mädchen rauchte leidenschaftlich. Darüber zur Rede gestellt, verteidigte sie sich in einem reizenden Gedichte. Der Sinn desselben war kurz und bündig: Ich rauche so viel, weil ich so wenig geküsst werde."
Wilhelm Stekel: "Das kann einen doppelten Sinn haben. Der Nicotingenuss scheint unser Liebesbedürfnis herabzusetzen. Es sind Fälle bekannt ..."
Freud: "Ich weiß, wo Sie hinauswollen. Wir wissen es alle. Deshalb die ewige Gegnerschaft unserer Frauen gegen das Rauchen!"
Max Kahane: "Das ist köstlich! Und die Vorwürfe, der Rauch der hafte an den Vorhängen ..."
Freud: "... sind ein Vorwand!"
Stekel: "Ein Vorhang, der uns den wahren Zusammenhang verschleiern soll." (Alle lachen)
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Zu den Gründungsmitgliedern der Mittwochsgesellschaft zählen Alfred Adler, Wilhelm Stekel, Max Kahane und Rudolf Reitler. |
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Konflikte mit männlichen Kollegen
Mittwochs wurden also im Wartezimmer Freuds die neuesten Fälle berichtet und diskutiert. Alle wollten dem "Vater" Freud gefallen. Freud selbst äußerte sich erst gegen Ende der Sitzung in einem abschließenden Kommentar.
Doch so gut sich Freud mit dem weiblichen Geschlecht verstand, mit den männlichen Kollegen hatte er es weit aus schwieriger.
Er geriet nicht nur mit seinen Lehrern wie Meynert in Konflikt, auch mit seinen "Söhnen", wie die Teilnehmer der Mittwochsgesellschaft, später Psychoanalyitsche Gesellschaft oft genannt werden, geriet er zunehmend in Rivalitätskonflikte.
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 Adler, Jung und Stekel trennen sich von der Psychoanalytischen Gesellschaft. |
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Bruch mit Adler, Jung und Stekel
Alfred Adler war nicht vollkommen stimmig mit Freuds Ansichten. Im Gegensatz zu Freud sah Adler Neurosen nicht nur als Triebkonflikte, sondern als ein Gefühl von Minderwertigkeit. Anfang 1911 eskalierte der Konflikt der beiden Psychoanalytiker und Obmann Adler entschloss, aus der Psychoanalytischen Gesellschaft auszutreten.
Auch Freuds Beziehung zum Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung bricht wegen zahlreichen Differenzen. Freuds Streitschrift "Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung" trug zur gespannten Situation bei und bald trat der Präsident der Psychoanalytischen Vereinigung Jung genau wie Adler aus.
Nach Uneinigkeiten mit Wilhelm Stekel über die Besetzung der Redaktion des seit 1911 bestehenden Zentralblatt für Psychoanalyse trat auch Wilhelm Stekel als Folge dieses Konfliktes aus der Wiener Psychoanalytischen Bewegung aus.
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Freud über Jung:
 "Für Jung sprachen aber seine hervorragende Begabung, die Beiträge zur Analyse, die er bereits geleistet hatte, seine unabhängige Stellung und der Eindruck von sicherer Energie, den sein Wesen machte. Er schien überdies bereit, in freundschaftliche Beziehungen zu mir zu treten und mir zuliebe Rassenvorurteile aufzugeben, die er sich bis dahin gestattet hatte."
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Freuds Theorien sind heute noch immer Bestandteil zur Erforschung des Unterbewusstseins. |
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Grundlagen der Psychoanalyse geschaffen
Damals wie heute stand und steht Freud im Kreuzfeuer der Kritik. Doch die Grundlagen der Psychoanalyse - wenn auch oftmals in modernisierter Form - sind heute in der Medizin fest verankert. So müssen auch angehende Psychoanalytiker und Psychotherapeuten sich selbst einer Psychoanalyse oder -therapie unterziehen, um die Anerkennung der Facharztausbildung beim Ministerium zu erlangen.
Laut Adelheid Gassner-Briem, Vorarlberger Psychiaterin und Psychotherapeutin, ist jegliche Eigentherapie bzw. Eigenanalyse äußerst wichtig. Einerseits um sich der "eigenen Neurosen" bewusst zu werden. Andererseits um sich besser in die Patientenrolle hineinversetzen zu können.
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Freud in wien.ORF.at
Heuer feiert Sigmund Freud seinen 150. Geburtstag. wien.ORF.at hat sich deshalb auf die Spurensuche von Freud in Wien gemacht und ist ihm ins Cafe Landtmann, an die Universität, in seine Praxis und ins Familienleben gefolgt.
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Weitere Links zu Freud:
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Patricia Gassner, wien.ORF.at
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