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MI | 11.04.2012
Demonstration gegen Probebohrung Lobau (Bild: APA)
Demonstranten
Probebohrungen in der Lobau gestoppt
Nichts geht im Moment in der Au. Beide Seiten wollen ihre Vorhaben nicht aufgeben: die ASFINAG nicht die Probebohrungen für den Tunnel - und die Umweltaktivisten nicht ihre Blockade.
Demonstranten blockieren sitzend Probebohrungen. (Bild: APA)
Gebohrt werden darf nur in der kalten Jahreszeit.
Abzug der Bohrmaschinen im Norden
Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen ASFINAG und Umweltaktivisten, die seit 1. November in der Lobau campieren, um die Probebohrungen für die Nordostumfahrung zu blockieren.

Die ASFINAG (Autobahn- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) fuhr am Montag im Süden und im Norden der Lobau mit Bohrgerät auf. Im Norden warfen sich Umweltschützer vor einem anrückenden Bohrgerät auf den Boden und stoppten damit die Bohrungen.

Auch in einem Treffen mit der ASFINAG waren sie nicht von ihren Protesten abzubringen.
Demonstranten in der Lobau (Bild: ORF/MF)
ASFINAG-Vorstand Mathias Reichhold appellierte "an die Vernunft aller". Eine Blockade könnte das Gesamtprojekt verzögern.
Mit Gewalt wolle man nichts durchsetzen, sagten heute beide Seiten.
Bohrungen nur bis Ende März möglich
Eine Kompromisslösung ist nicht in Sicht - dafür eine zeitliche Frist: Im Nationalpark darf nur in der kalten Jahreszeit gebohrt werden. Der Umweltbescheid für die Bohrungen läuft Ende März ab. Halten die Aubesetzer so lange durch, ist ein weiteres Jahr verstrichen - ohne dass der Bau der Nordostumfahrung fortgesetzt wurde.
Treffen in der Lobau zwischen ASFINAG und Umweltaktivisten (Bild: ORF/MF)
Der Baubeginn ist für 2009 geplant. Laut ASFINAG kann auf die Probebohrungen nicht verzichtet werden.
ASFINAG nimmt Bohrgeräte nicht weg
Verletzt wurde bei der Aktion niemand. "Es ist relativ ruhig abgelaufen. Es ist von unserer Seite eine gewaltfreie Aktion. Es gab auch keinerlei Schreierei oder sonst etwas", sagte Wolfgang Rehm von der Umweltschutzorganisation Virus.

Nachmittags trafen sich beide Seiten in einem Lokal, wobei die ASFINAG erfolglos versuchte, die Umweltaktivisten von der Blockade der Probebohrungen im Nationalpark Lobau abzubringen.

Rund 50 Umweltschützer erschienen zu dem Treffen in der Nähe ihres Zeltlagers. "Wir nehmen unsere Bohrgeräte nicht weg und werden weiter versuchen, unsere Bohrungen durchzuführen", stellte ASFINAG-Bauchef Alexander Walcher klar.
Insgesamt sollen 18 Bohrungen vorgenommen werden, um den Untergrund zu erkunden. Rund 8,5 Kilometer der Nordostumfahrung sollen als Tunnel unter der Donau und der Lobau errichtet werden.
"Wir geben die Blockade nicht auf"
Neben den Lobau-Campierern waren auch Grün-Politiker wie der Wiener Gemeinderat Rüdiger Maresch zum Treffen erschienen. Kritisiert wurde die "Überfallstaktik", mit der die ASFINAG die Bohrgeräte in die Lobau geschafft habe.

"Die ASFINAG hat uns kalt erwischt", sagte Biologe Andreas Pruner von der Bürgerinitiative "Rettet die Lobau". Um 7.30 Uhr, als die Arbeiten begannen, habe man nicht mehr als je ein halbes Dutzend Aktivisten zu den drei Bohrstandorten schicken können.

Die Blockade werde man nun jedenfalls nicht aufgeben, so "Virus"-Aktivist Rehm.
Bauzäune rund um Umweltschützer. (Bild: APA)
Bis auf die Grünen sprachen sich alle Rathausparteien für den Bau aus.
Die Reaktionen der Parteien
Die Wiener Grünen riefen zum gewaltfreien Widerstand auf. Es sei wichtig, jetzt in die Lobau zu kommen, sagte Umweltsprecher Maresch.

Für die ÖVP forderte Verkehrssprecher Wolfgang Gerstl Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker (SPÖ) auf, zwischen ASFINAG und Umweltaktivisten zu vermitteln. Die Umfahrung sei im Interesse der Stadt.

Die SPÖ sprach sich erneut für den Bau des Umfahrung aus. Einzige Möglichkeit bleibe dabei ein Tunnel unter Donau und Lobau.

FPÖ-Gemeinderat Toni Mahdalik fragte, wo der Rechtsstaat bleibe, wenn eine kleine Minderheit bescheidmäßig erlaubte Bohrungen behindere und damit großen finanziellen Schaden anrichte.
Aktivisten ließen sich hinter Bauzaun einschließen. (Bild: APA)
Die Umweltschützer befürchten, dass durch die Probebohrungen das Naturschutzgebiet Lobau zerstört wird.
Bei Blockaden keine Arbeit
Die Bohrarbeiten bleiben weiterhin gestoppt. Mit Gewalt wolle man nichts durchsetzen, sagten am Montag beide Seiten. Wie es weitergeht, ist offen: Laut Walcher hofft die ASFINAG weiterhin, die Umweltschützer mit Argumenten überzeugen zu können.

Solange die Blockaden stattfinden, werde es keine Arbeiten geben können, hieß es. Der Autobahnring rund um Wien würde dann frühestens in zehn Jahren fertig werden.
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