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MI | 11.04.2012
Gusti Wolf (Bild: APA)
Kammerschauspielerin
Gusti Wolf 95-jährig gestorben
Kammerschauspielerin Gusti Wolf ist im Alter von 95 Jahren verstorben. Sie sei "in ihrer Heimatstadt Wien sanft eingeschlafen", hieß es aus dem Burgtheater. Erst vor kurzem hatte sie ihren Geburtstag mit einer großen Gala gefeiert.
Die große Charakterdarstellerin bezauberte bis zuletzt mit kindlichem Charme.
"Herziges" Wiener Mädel
Sechs Jahrzehnte stand die gefeierte Gusti Wolf im Burgtheater auf der Bühne - zuletzt im Vorjahr als "Fremdenführerin" in der Mozartjahr-Produktion "Mozartwerke GmbH". 1912 als Tochter einer Arbeiterfamilie geboren, wollte Wolf ursprünglich Malerin werden. Schauspielunterricht hatte das "herzige" junge Wiener Mädel nicht. Sie beteiligte sich an einem Vorsprechen am Raimundtheater und wurde prompt engagiert.

Der große Werner Kraus gab dem jungen, schüchternen Mädchen einen Tipp: "Ich fragte ihn: Glauben Sie, Herr Kraus, dass aus mir etwas werden kann? Er sagte: Wenn Du durchhältst, Kleine, wirst´was."
Wolf (Bild: APA)
Wolf (links) als "Großmutter" in "G'schichten aus dem Wienerwald" und (rechts) als "Adelheid" in " Der Biberpelz".
Komisches Talent entdeckt
In Stella Kadmons legendärem Kabarett zum "Lieben Augustin" entdeckten Fritz Grünbaum und Karl Farkas ihr komisches und musikalisches Talent. Sie schrieben für Gusti Wolf zwei Revuen, die über 100 Mal in den Kammerspielen gespielt wurden.

Dabei wollte sie immer ernste Schauspielerin werden, doch die Presse schrieb - wie Wolf sagt - über "die Herzige", die "Quiek-Lebendige", die "Komische" - das habe sie furchtbar geärgert.

Lehr- und Wanderjahre führten Wolf durch Mährisch-Ostrau an die Münchner Kammerspiele zu Otto Falckenberg, der ihr Lehrmeister wurde. "Von ihm habe ich alles gelernt, auch das Wichtigste in diesem Beruf: Disziplin", sagte Wolf später.
"Sie ist immer etwas geworden"
Gusti Wolf bei Geburtstagsempfang im Burgtheater (Bild: APA)
Burgtheater-Chef Klaus Bachler umschrieb bei der Geburtstagsgala im April das Geheimnis der Gusti Wolf so: "Es gibt ein Zitat von Sokrates: 'Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.' Gusti Wolf hat nie geglaubt, etwas zu sein. Im Gegenteil: Sie ist immer etwas geworden." (Bild: Gusti Wolf bei der Gala im Burgtheater anlässlich ihres 95. Geburtstages)
Gusti Wolf (Bild: APA) Rollen quer durch die Weltliteratur
1946 kam Wolf als Ensemble-Mitglied ans Burgtheater. Sechs Jahrzehnte stand sie hier auf der Bühne, spielte sich in über 100 Rollen von Kinderdarstellungen bis zur Großmutter durch die Weltliteratur. Ihr Repertoire reichte von Nestroy über Schnitzler und Hofmannsthal bis zu Horvath und zeitgenössischen Stücken.

Seit 1937 stand Wolf auch immer wieder vor der Filmkamera, seit den 60er Jahren arbeitete sie häufig für das Fernsehen. Zu den prominentesten TV-Figuren, die sie verkörperte, zählten etwa die "Mutter Kottan" und "Rosa" in der Serie "Rosa und Rosalind".
Wolf (Bild: APA)
Wolf zuletzt über sich selbst: "Es wird mir bewusst, dass ich mein Leben bisher so gelebt habe, wie ich es mir vorgenommen habe zu leben."
Seit sieben Jahren Professorin
Im Laufe ihres Theaterlebens erhielt Gusti Wolf zahlreiche Auszeichnungen. Darunter waren etwa das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, der Nestroy-Ring der Stadt Wien und das Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien. Wolf war Kammerschauspielerin, 2000 wurde ihr der Berufstitel Professor verliehen.

Privat war die Schauspielerin 13 Jahre lang mit dem 1968 verstorbenen Bühnenbildner Teo Otto liiert, dessen künstlerischen Nachlass sie nach seinem Tod betreut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.

In ihren Erinnerungen "Gusti Wolf erzählt aus ihrem Leben" zog Wolf zuletzt ein Resümee, wie es sich wohl jeder in ihrem Alter wünschen würde: "Es wird mir bewusst, dass ich mein Leben bisher so gelebt habe, wie ich es mir vorgenommen habe zu leben."
TV-Hinweis:
Der ORF ändert in Gedenken an Wolf sein Programm: Auf ORF 2 ist am Sonntag um 9.30 Uhr ein Porträt zu sehen, die vorgesehene Sendung "Chick Corea & Bobby McFerrin - eine musikalische Freundschaft" entfällt.

Um 14.25 Uhr sendet ORF 2 statt "Roter Mohn" die Komödie "Jetzt schlägt's 13" (1950) von E. W. Emo, in der Gusti Wolf an der Seite von Hans Moser, Theo Lingen, Susi Nicoletti und Josef Meinrad zu sehen ist.
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