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MI | 11.04.2012
Wien Wahl: SPÖ präsentiert eigenen Comic (Bild: APA/Helmut Fohringer)
WIEN-WAHL 2010
SPÖ präsentiert eigenen Comic
Nach dem umstrittenen FPÖ-Comic hat nun auch die SPÖ kurz vor der Wien-Wahl ein eigenes Superheldenheft präsentiert. Darin kämpft ein vermummter Müllmann zusammen mit dem Bürgermeister gegen Nazi-Zombies.
SPÖ: "Gewisse Parallelität zur Wirklichkeit".
Heft voller Anspielungen
Der Band im Stil von Superheldencomics zeigt auch einen Androiden mit dem Aussehen von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Mastermind des Bösen ist ein "Meister Kackl", der den willenlosen Strache-Androiden wie eine Marionette steuert und als "Terror-Rapper" gegen Ausländer auftreten lässt.

Neben der Anspielung auf FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl (der im Comic unter dem Denkmal des antisemitischen Bürgermeisters Karl Lueger haust) sind auch weitere freiheitliche Politiker unter den in Schwarz-Weiß gehaltenen Feindbildern identifizierbar.

So taucht etwa Generalsekretär Harald Vilimsky als buckliger Scherge namens Villi auf, Strache selbst firmiert unter C. H. Heinrich. Angetrieben wird der Android von einem "Pulverschnee-Generator", die Software liegt auf einer "Germania-Disk" mit angedeuteter Hakenkreuz-Rune. SPÖ-Jugendkoordinator Peko Baxant sprach von einer "gewissen Parallelität zur Wirklichkeit" bei den Charakteren.
Wien Wahl: SPÖ präsentiert eigenen Comic (Bild: ORF)
Mister X. und Bürgermeister am Ende siegreich
Am Ende siegt der Held namens Mr. X, weil er dem Androiden den SPÖ-Wahlslogan "Jetzt geht's um Wien" als Code implantiert und dieser daraufhin vom Kurzschluss getroffen wird.

Unterstützung gibt es von einem Bürgermeister, der verdächtig wie Michael Häupl aussieht und dem "Nazi-G'sindel" attestiert, "wo angrennt" zu sein. Davor geht es heftig zu Sache, Mr. X schlägt die blutdürstigen Zombies (Versammlungsort: die Burschenschaft "Rassmia") reihenweise zu Boden.
Auflage beträgt 60.000 Stück
Einen Aufruf zur gewalttätigen Konfliktlösung will Baxant darin nicht erkennen. Verprügelt würden schließlich nur die Untoten, und "mit Zombies kann man ja nicht reden". Siegreich sei man im Comic durch Häupls Freundschaftsbotschaft: "Wir besiegen das Böse nicht mit Gewalt, sondern mit Worten."

Strache wolle man in dem von Illustrator Harold Khan verfassten Werk als "lächerlich, weil ferngesteuert" darstellen. Mit den peinlichen "Hassschmierereien" im FPÖ-Comic sei das nicht vergleichbar, man habe ein "unglaublich geiles" jugendaffines Produkt geschaffen, so Baxant.

Die Auflage beträgt 60.000 Stück, das Heft wird vor Schulen und Discos verteilt. Die Rechtschreibung betreffend ist der Comic pädagogisch allerdings nicht besonders wertvoll, finden sich doch einige falsch geschriebene Wörter in den Sprechblasen.
"Verballhornung von Namen" auch unter Nazis
"Es ist offensichtlich die Reaktion auf die Wahlwerbung der FPÖ. Allerdings ist man selbst in diesem Comic scharf an der Grenze, denn man verballhornt beispielsweise Namen unter dem Deckmantel der Kritik am Nationalsozialismus. Die ist sehr berechtigt, aber die Verballhornung von Namen haben die Nazis bereits selbst gemacht", so Politologie Peter Filzmaier.
FPÖ: Nicht ernst zu nehmen, daher keine Klage.
Comic für FPÖ "Schwachsinnigkeit"
Für FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky ist der Wahlkampfcomic der SPÖ eine nicht ernst zu nehmende "Schwachsinnigkeit". Rechtlich dagegen vorgehen will er nicht, stattdessen schoss er sich auf SPÖ-Gemeinderat Peko Baxant, den Initiator des Comics, ein. "Das Urteil, das über Herrn Baxant gesprochen wird, folgt am Sonntag, und es wird vernichtend sein".

"Wenn die SPÖ ihre eigene Jugend so verhetzt, das das herauskommt, steht es schlecht um die Bürgermeisterpartei", meinte Vilimsky. Wirklich Klagbares ortet er nicht, die Erfahrung zeige, dass die Gerichte bei zeichnerischen Darstellungen extremen Spielraum in der Beurteilung ließen.

Der Comic sei eine billige Kopie. "Die SPÖ hoppelt uns bei allem nach und greift gleich ganz tief in die Schublade", so Vilimsky.
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